Gildechronik
1958
Ein Höhepunkt im Gildeleben war der Bau eines eigenen Schießstandes im Weinberg. Nach seiner Einweihung am 14. Juni 1958 konnte ein regelmäßiges Übungsschießen mit dem K-Gewehr auf einen 50 m entfernten Schießautomaten stattfinden. Von nun an begann ein reges Gildeleben sonntags von 10 – 12 Uhr auf dem neuen Schießstand. Die Preetzer Schützengilde von 1442 als eine der traditionsreichsten Gilden im Lande hat über die Jahrhunderte die Entwicklung unserer Heimatstadt und ihrer Umgebung mit geprägt und am Schicksal ihrer Bürger aktiv teilgenommen. Erinnert sei hier an das karitative Wirken und an die Brandgilde. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt in der Wahrung und Pflege des Brauchtums. Sie bemüht sich, damit einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zur Heimatarbeit in Schleswig-Holstein zu leisten. Als gutes Beispiel dieser Arbeit mag die Gründung unseres Heimatmuseums dienen, die auf die Initiative der Gilde zurückzuführen ist Durch ein Testament der Eheleute Paul und Ilse Johnsen und ihre Stiftung wurde es der Gilde möglich, sich in Preetz wieder sozial zu engagieren. Die Preetzer Schützengilde möchte mit ihrer Arbeit Althergebrachtes bewahren und für die Nachwelt erhalten. Noch heute sind die alten Gildeutensilien in Gebrauch.
1871/1872
Vom Jahre 1872 ab wird auch in der „Alten Gilde“ nach dem „sächsischen Vogel“ geschossen, der zusammen 23 Gewinne zu vergeben hatte. Geschossen wurde früher in Preetz auf einen eisernen Vogel, so genannt, weil die„Gewinne“ des Vogels, nämlich Kopf, Hals, Flügel und Schwanz, aus Eisen hergestellt wurden und nur der Rumpf aus einer mehrere Zoll starken Holzplatte bestand. Seit 1872 wird nach dem sächsischen Vogel geschossen, der außer Rumpf, Kopf, zwei Flügeln, zwei Beinen und Schwanz noch mit Zepter, Reichsapfel, Krone, Schnabel, 4 Fahnen und 8 Flattern versehen ist. 1871 wurde eine zweite Gilde gegründet, die sog. Weinberggilde oder Joppengilde, denn die Gildebrüder trugen grüne Joppen, schossen im Weinberg nur auf die Scheibe und pflegten nur noch den Schießsport. Während des Bestehens beider Gilden wurde ab 1908 im Jahreswechsel geschossen. Von 1915-1921 wurden kleine Feste abgehalten. Nach 1933 schlossen sich beide Gilden zusammen und bildeten die Preetzer Schützengilde.
1709
Die alten Protokollbücher der Schützengilde sind verloren gegangen. Die noch vorhandenen Aufzeichnungen beginnen mit dem Jahre 1709. Sie sind Fundstätten von Schilderungen wirtschaftlicher und kultureller Verhältnisse über 2 Jahrhunderte. Zwei Veranstaltungen jährlich waren vorgesehen: Die Zusammenkunft der Gildebrüder, in der Regel am Himmelfahrtstag, und das Schießen nach dem Vogel. Oftmals sind beide Veranstaltungen abgesagt worden, so ist in den Jahren 1709-1720 nicht nach dem Vogel geschossen worden. Die Entscheidung lag beim Klosterprobsten. Es war die Zeit des„nordischen Krieges“ – die Herzogtümer wurden stark in Mitleidenschaft gezogen, es waren schwere Zeiten. Die Zusammenkünfte der Gildebrüder waren bedingt durch die Regelung von Brandschäden. Eine Zahlung von Beiträgen wurde nur gefordert, wenn eine Veranstaltung vorgesehen war. Im Jahre 1714 zahlte z.B. jeder Gildebruder 7 Schilling, jede Witwe 3 1/2 Schilling. Die Einnahmen betrugen rund 52 Mark. An Unkosten entstanden: Für Bier 24 Mark, die andere Hälfte wurde für Trinkgelder, Botenlöhne, Musikanten, Miete, Tabak und Pfeifen ausgegeben. Übrig blieben 5 Mark 8 1/2 Schilling.
1681
1609 wurde es beliebt, dass jeder Gildebruder einem Brandgeschädigten einen Tag staken und lehmen helfen oder ihm 8 Schilling geben musste. Unter dem Datum des 3.Mai 1681 bestätigte Probst Joachim von Ahlefeldt die unter Otto von Buchwaldt aufgesetzten 25 Artikel der Gildeordnung mit dem Zusatz, dass gemäß der 1663 gemachten Behebung“ jeder Gildebruder in seinem Hause einen Ledereimer bei der Hand und bei einer Feuersbrunst auf die Brandstelle bringen sollte. „1695 d. 1 Mai werden durch den damaligen Probsten Detlef Reventlow folgende Bestimmungen getroffen:
1. daß ein jedweder Gildebruder; welcher gesund und das Vermögens sein wird, nach dem 9. und 12. Articulen des Tages, wann der Vogel geschossen wird, für 10 Uhr im Gildehause erscheinen und mit seinem Rohr bis an die Vogelstange folgen, auch zu solcher Zeit nicht ausreisen solle, bei 1 Mark lübsch der Gilde zu erlegenden Strafe, es wäre denn, daß er erhebliche Ursache seines Außentbleibens hätte, die er den Älterleuten anzuzeigen und nach deren Befindung vorhero darüber Erlaubnis zu erwerben schuldig.
2. Nachdem auch manniglich sich zurückgehalten wegen des schlechten Gewinns und der bei der Speisung anwachsenden Kosten, den Vogel abzuschießen, also ist solche Speisung dahin eingestellet, daß der König bei Strafe einer Tonne Bier nicht mehr als 8 Essen auf der Älterleute Tisch, auch weiter nichts geben, ein jeder Gildebruder aber bei Strafe einer halben Tonne Bier anstatt der des andern Tages hergebrachten Speisung es ersten Tages, wann der Vogel abgeschossen sein wird, sich ein Essen im Gildehaus achbringen lassen sollte, und blieben die pro tempore seiende Schaffern gehalten, die ische nach als vor zu decken, und soll derjenige, so den Vogel abschießen wird, zu seiner Ergötzlichkeit einen silbernen Becher zu Sechs Rtl. von dem Gilde, auch die vom Kloster die gütigst permittieret 9 Mark Hoftagegeld genießen und an bei selbiges Jahr der Einquartierung und Fleckenzulage befreit bleiben.“
1603
1603 wurde die Gilde wieder neu gestiftet und am 10.Juni d.J. von Probst Benedikt von Ahlefeldt bestätigt. Leider ist das Protokollbuch durch Brand im Hause v. Ahlefeldt auf Haseldorf vernichtet worden. 1632 wurde aus der Erinnerung ein neues Buch angelegt. In dem Buch werden die Mitglieder der Mariengilde seit 1603 aufgeführt. Es heißt darin weiter, dass schon vor 1603 eine Brandgilde bestand, die aber lange nicht getagt hatte, und so wurde an Probst Benedikt von Ahlefeldt die Bitte gerichtet, er möge wieder für die Betätigung der Gilde eintreten. Das Schießen fand am Pfingstdienstag nach vollendeter Predigt und verrichtetem Gottesdienst statt. Daraufhin wurde die als Schützengilde noch heute bestehende damalige Brandgilde wieder aufgerichtet, nachdem sie mehrere Jahre niedergelegen hatte. Das oben genannte Gildebuch vom Jahre 1632 mit dem Verzeichnis der Gildebrüder ab dem Jahre 1603 und der neuen Gildeordnung ist verloren gegangen. Die einzige Quelle über den Inhalt der Gildeordnung ist die „Chronik des Klosters und des Fleckens Preetz“ von Pastor Dörfer aus dem Jahre 1813, in der er schreibt:
„Die Gesetze malen die Sitten der Zeit, deswegen ist es der Mühe wert, einige derselben auszuführen: Jeder Gildebruder gab einem Brandgeschädigten einen halben Reichstaler. Wer sich einen Fluch oder Schwur erlaubte, büßte der Kirche zwei Pfund Wachs und der Gilde eine halbe Tonne Preetzer Bier. Keiner als ein zur Gilde Gehöriger durfte mit nach dem Vogel schießen, sonst mußte er dem Probst eine Tonne Rostocker Bier geben und Gildebrödern eren Willen maken. Das Schießen geschah am Pfingstdienstage nach vollendeter Predigt und verrichtetem Gottesdienste. Der Schützenkönig gab das Jahr darauf der Gilde zum Besten „eenen Schinken Speckeß, de wegehaftig yß, darto eyne Schlag Botter und van einem halben Schepel Widtbrodt“. Der König mußte das Jahr über an den Festtagen mit dem silbernen Vogel in der Kirche erscheinen oder in Krankheitsfällen und anderen notwendigen Fällen einen anderen für sich schicken; auch war er das Jahr über von Hoftagen und Briefreisen befreiet, damit ein jeder sich dazu desto mehr befleißigen und üben möchte.“
1442
Schon früh hatten sich die Preetzer Bürger in einer Gilde zusammengefunden. Sie führten ein religiöses Leben in Frieden und sahen sich zur Nachbarschaftshilfe verpflichtet. So kam es zur Gründung einer Brandgilde, die aus Adeligen und den Hausbesitzern bestand. Da keine Protokolle mehr vorhanden sind, nimmt die Gilde das Jahr 1442 als Gründungsjahr an, denn am 9.Februar 1442 stiftete die Brandgilde eine Vikarie dem St. Katharinen-Altar der Fleckenskirche zu Preetz – dies wurde von Bischof Nicolaus zu Lübeck bestätigt. Die Vikarie war mit 15 lübschen Mark dotiert. Damals war eine lübsche Mark 16 Schilling und der Tagelohn eines Arbeiters 1-11/2 Schilling, eine Kuh war 30 Schilling, ein Paar Stiefel 3 Schilling wert. Die Brandgilde konnte diese Stiftung vollziehen, da ihr das Dorf Bredeneek gehörte.
Die Gilde wurde auch als „Mariengilde“ oder „Gilde unserer lieben Frau“ bezeichnet. Der Name „Mariengilde“ zeigt, dass sie sehr religiös gewesen ist und daher stets hilfsbereit. Man half sich nicht nur gegenseitig, sondern auch den Armen.